Eulenspiegel

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Lieder und Verse über Till Eulenspiegel von Dieter Huthmacher

  

 Bild: HuthspiegelHat es ihn wirklich gegeben, diesen Schalk, diesen Narren, Nichtsnutz, Querdenker und Wortverdreher? Wenn ja, dann hat er in Dieter Huthmacher einen Künstler gefunden, der ihn aufs Trefflichste ins Bild rückt und zu Wort kommen lässt.

Er präsentiert uns einen sympathischen Rebellen und liebenswerten Gauner, der sich gegen die Gedankenlosigkeit in der Welt stellt. Indem er einfach das tut, was man ihm sagt, erbringt er den Beweis, dass kaum einer meint was er sagt, noch sagt, was er meint, vielleicht nicht einmal weiss, was er sagt - im 14. wie im 21. Jahrhundert.

Dieter Huthmachers Eulenspiegel-Programm lebt durch den Wechsel zwischen Lesung und Lied. Die intensiv bearbeiteten alten Texte, vorgetragen mit großer schauspielerischer Präsenz, lassen Till in seiner Zeit lebendig werden; die Lieder katapultieren ihn ins Heute und spiegeln die tief über die lachenden Augen gezogene Narrenkappe.

 

  

 Texte, Kompositionen, Gesang, Gitarre Dieter Huthmacher

  

Lob dem Nichtsnutz

Dieter Huthmacher präsentiert auf seiner neuen CD einen zeitlosen Till Eulenspiegel

Der Spaßmacher Dieter Huthmacher hat aus einer Überfülle an Till-Eulenspiegel-Versen ein kleines, feines Bühnenprogramm destilliert. Das Beste daraus gibt es jetzt auf CD.

Eulenspiegel? Ist das noch zeitgemäß? Ausgestorben ist das Spaßmachergewerbe nach Eulenspiegel ja nicht. Aber was wird von den Fernseh-Komödianten in 600 Jahren bleiben? Versieht man indes die 600 Jahre alten Eulenspiegeleien mit heutiger Sprache und treibt man ihnen Großherzöge und Landvögte aus, bleibt Substanz: Schalk, Narretei, Nichtsnutzigkeit.

Dieter Huthmacher, für sein multiples Talent zum wohlbestallten Nichtsnutz bekannt – Huthmacher malt, zeichnet, komponiert, singt zur Gitarre – präsentiert uns einen zeitlosen Till Eulenspiegel. „HuthSpiegelEulenMacher“ ist der Titel, die Wortverdreherei Programm.

Das ist amüsant und hintersinnig, und weil der Spaßmacher Huthmacher keiner fürs Fernsehen des Jahres 2008 ist, sondern ein Poet und Melancholiker in der Liedermacher-Tradition der Siebziger Jahre, haben die Lieder und Texte Leichtigkeit und Tiefe zugleich. Das klingt dann in schönster Huthmacherscher Manier so: „Das Schöne im Leben hältst du nicht fest / Das Glück ist nur ein kläglicher Rest / Der größte Teil ist Müh’ und Plag’ an jedem neuen Lebenstag“.

Der Interpret verschmilzt bisweilen mit seiner Figur, dann zieht er sich die Narrenkappe tief ins Gesicht, eselt und albert herum, spricht in der Sprache des Federviehs, beschließt: „Ich bleibe oder werde oder stelle mich einfach blöd.“

Das ist tiefster Till. Den Naivling geben, Dummheit vortäuschen, die anderen in Sicherheit wiegen, um sie dann dreist zu übertölpeln. Oder aber großspurig überdreht auftreten, als Doktor Allwissend die selbstgewisse professorale Gelehrtenriege herausfordern und sie mit Eulenspiegelscher Gewitztheit karikieren, dumm aussehen lassen vor aller Welt.

Manchmal ist das ein toller Spaß, und manchmal ist das Spaßige auch derb und boshafte Revanche. Das hat schon seine Richtigkeit. Den Lenkern im Weltengetriebe und ihren funktionierenden Vasallen sind die Nichtsnutze verdächtig – das war vor 600 Jahren so und hat sich bis auf den heutigen Tag nicht geändert, drum sind Hohn und Spott und Späße auf deren Kosten lediglich etwas Genugtuung für so manche klaglos hingenommene Demütigung.

Seit 600 Jahren und mehr dreht sich die Spaßmacherei um dieselben Themen: Eitelkeit, Gier, Dummheit, Scheinheiligkeit. Einmal zog Till Eulenspiegel höchst erfolgreich als falscher Priester durch Pommern. Bevor es an die Kollekte ging, stellte er mit strenger Miene eine Bedingung: Von Ehebrechern und schweren Sündern allgemein dürfe er leider keinen Heller annehmen. – Jedes Mal war der Klingelbeutel voll wie nie. Eulenspiegel aber war so dreist gewesen und hatte die Pfarrer in seinen Plan eingeweiht und ihnen die Hälfte der Einnahmen in Aussicht gestellt. Jeder Pfarrer hatte eingewilligt.

Mit der Eulenspiegelei und Huthmacherei verhält es sich wie mit jeder Kunst, die sich nicht nur in nachgemachter, abgeschauter, auf- und dahergesagte Narretei ergeht: klingt leicht, gelingt aber niemals nur so nebenbei. Oder wie Dieter Huthmacher mit Till Eulenspiegel sagt: „Fliegen ist einfach, man muss es nur können. Der eine fällt vom Pferd, der andere fliegt zum Mond.“

 

Johannes Klomfaß, Hamburg